Werner Krauss

Werner Krauss (1900-1976)

Werner Krauss war deutscher Romanist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Nach einem Studium der Literaturwissenschaft und Romanistik in München und Berlin und einem Aufenthalt in Spanien von 1922 bis 1926 wurde er 1929 bei Karl Vossler promoviert. Seit April 1931 war er Assistent am Romanischen Seminar der Philipps-Universität Marburg und habilitierte sich bei Erich Auerbach. Nach dessen Amtsenthebung durch die Nationalsozialisten vertrat Krauss zwar die Professor, wurde aber nicht zum Ordinarius ernannt, da die Machthaber an seiner ideologischen Zuverlässigkeit zweifelten.

Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler. Als Dozent in Marburg wurde er im August 1940 zur Wehrmacht eingezogen und einer Dolmetscher-Kompanie zugeteilt. Im November 1942 wurde er verhaftet und am 18. Januar 1943 wegen Beihilfe zum Hochverrat vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt. Neben der Teilnahme an einer gegen das Regime gerichteten Zettelklebeaktion wurde ihm das Abhören ausländischer Sender und das Lesen und die Weitergabe von “Hetzschriften” zur Last gelegt. Das Todesurteil wurde nicht vollstreckt, sondern mit Hilfe psychiatrischer Gutachten und der Fürsprache einflussreicher Wissenschaftler zu fünf Jahren Zuchthaus abgemildert. In der Plötzenseer Todeszelle schrieb er unter anderem seine Studie zum spanischen Moralisten Baltasar Gracián.

Nach dem Krieg erhielt Krauss an der Philipps-Universität in Marburg die lange ersehnte Professur. Ein Jahr später nahm er einen Ruf als Ordinarius an die Universität Leipzig an. Krauss trat der KPD bei. Nach seiner Übersiedlung in die DDR wurde er Mitglied des Parteivorstandes der SED und erhielt 1949 den Nationalpreis der DDR. 1958 wurde er Professor an der Berliner Akademie der Wissenschaften.

Einer der Schwerpunkte des wissenschaftlichen Werks von Werner Krauss war die Aufklärung in Deutschland, Frankreich und den Ländern spanischer Sprache.

Literatur zu Werner Krauss:

Ottmar Ette u. a. (Hrsg.): Werner Krauss. Wege, Werke, Wirkungen. Spitz, Berlin 1999.

Hans Ulrich Gumbrecht: Vom Leben und Sterben der großen Romanisten. Karl Vossler, Ernst Robert Curtius, Leo Spitzer, Erich Auerbach, Werner Krauss. Hanser, München 2002.

Hermann Hofer u. a. (Hrsg.): Werner Krauss. Literatur, Geschichte, Schreiben. Francke, Tübingen 2003.